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Die "göttliche Leere" und die Polyphonie der Sprache - Zu Julia Kristevas Refounding Europe Through Culture im ici Berlin

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Europa – Identität – Kultur 

 

Die „göttliche Leere“ und die Polyphonie der Sprache 

Zu Julia Kristevas Vortrag Refounding Europe Through Culture im ici Berlin, Institute for Cultural Inquiry 

 

Das Forschungsinstitut ici Berlin liegt quasi auf dem Pfefferberg zwischen Galerie Aedes, ANCB The Metropolitan Laboratory, Pfefferwerk und dem Pfefferbett Hostel. Auf Französisch wird ici als hier gelesen. Hier auf dem einstigen Brauereigelände zwischen Christinenstraße und Schönhauser Allee mit seiner Industriearchitektur aus Backstein und Gusseisen, haben sich nicht nur Künstler*innen, Architekt*innen und Gastronomen etabliert, vielmehr ist es in den letzten Jahren zu einem internationalen Kulturlabor zur Befragung von Kulturen geworden. Es geht nicht um eine homogene Kultur, die sich territorial oder sozial verorten ließe, sondern um Pluralität von Queer Israelis in Berlin bis Refounding Europe Through Culture mit der Grande Dame der französischen Wissenschaftsliteratur Julia Kristeva.

 

Die Verkehrssprache im ici Berlin ist Englisch. Doch gerade Julia Kristeva gibt ihrem Vortrag, den sie synchron projizieren lässt, mit Roland Barthes‘ Formulierung von der „göttlichen Leere“ eine entschieden literarische Dimension. Sie selbst lernte erst Französisch als sie 1965 mit einem Promotionsstipendium von Bulgarien nach Paris übersiedeln konnte. Heute gilt sie als eine der besten französischen Schriftstellerinnen. 2017 erhielt Julia Kristeva den französischen Literaturpreis Prix Saint Simon für ihr Erinnerungsbuch Je me voyage (Ich bin unterwegs). In ihrem Vortrag spielen der Spracherwerb und die Praxis, französisch zu sprechen, eine paradigmatische Rolle für die Kultur eines polyphonen Europas.

 

Julia Kristeva studierte Ende der 60er Jahre bei Roland Barthes. Die Schriftstellerin Ginka Steinwachs erlebte sie als Kommilitonin an der École practique des hautes études in Bathes‘ Seminaren zu Sarrasine von Honoré de Balsac, in denen er aus dem Strukturalismus heraus eine poststrukturalistische Analyse von Literaturen entwickelte, die 1970 als S/Z in Buchform erschien. Götz Wienold erinnert sich an den ersten Kongress der Association Internationale de Sémiotique 1974 in Mailand, auf dem Julia Kristeva ihre poststrukturalistische Intertextualität vorstellte und Umberto Eco mit einer Taube auf der Schulter in der ersten Reihe saß. Bereits 1969 hatte sie ihr Buch Semeiotikè veröffentlicht. Mit dem Konzept der Intertextualität verschob sie zugleich in Anknüpfung an die Psychoanalyse bei Freud und in der Dekonstruktion derselben durch Jacques Lacan den Begriff von Literatur, Kultur und Subjektivität. 

Jeder Text baut sich als Mosaik von Zitaten auf, jeder Text ist Absorption und Transformation eines anderen Textes. An die Stelle des Begriffs der Intersubjektivität tritt der Begriff der Intertextualität, und die poetische Sprache lässt sich zumindest als eine doppelte lesen.[1] 

 

Julia Kristeva hat die Literatur- und Kulturforschung wenn nicht geprägt, so doch mit der Intertextualität wesentlich initiiert. Der Direktor des ici Berlin, Christoph F. E. Holzhey, und die Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung, Eva Geulen, eröffneten den Abend und bezeugten gewissermaßen die Nachhaltigkeit ihrer Arbeiten. Denn ici wie ZfL wurden als Forschungslabore wenigstens durch Julia Kristeva angestoßen. Anders als Roland Barthes verlegte sich Kristeva mehr auf die Psychoanalyse, weshalb heute vielleicht Barthes für die Literatur- und Kulturforschung präsenter ist. Sie ist seit einigen Jahren Ehrenmitglied des ZfL. In ihrer Einführung betonte Eva Geulen die Vielfalt der Bereiche, in denen Julia Kristeva als Semiotikerin, Psychoanalytikerin, Feministin, Anthropologin, Literatur- und Kulturforscherin, Schriftstellerin gearbeitet hat. Sie hat sechs Romane und ihre preiskrönte Autobiographie geschrieben. 2015 verwandelte sie Laurent Binet in seinem Barthes-Roman Le Septième Fonction du langage in eine Romanfigur.  

 

Die Einführung und Anwendung der Intertextualität als Literatur- und Kulturtheorie durch Julia Kristeva und Roland Barthes mit S/Z um `68 lässt sich als folgenreich ansehen. S/Z dockt an Julia Kristeva an[2] und lässt sich nicht zuletzt als Dekonstruktion der Kategorie Geschlecht als Phallogozentrismus lesen. Sarrasine wird von Barthes mit seinen Student*innen als Kastrationsszenario entfaltet, weil er mit einer Kulturtheorie und einer Geschlechtertheorie („théorie des sexes“) korrespondiert.[3] Die „symbolische Kastration“ wird mit Balzacs Formulierung des Kastraten als einer „Form ohne Substanz“ zu einer einschneidenden wie entscheidenden literatur- und kulturtheoretischen Operation.[4] Später wurde sie weiter ausdifferenziert. Doch wie nachhaltig das Seminar auf die Geschlechterdiskussion, die Schreibweisen und den Feminismus wirkte, lässt sich beispielsweise an Ginka Steinwachs‘ Geschlechtsoperationstext die weiße woche von 1978 lesen. 

dr. aphr. herm, seines zeichens großindustrieller der medizinischen zulieferindustrie, hatte am tage davor, the day before, einen plan gefaßt. diesen führte er am tage, welchem, auch aus, und zwar ließ er einen operativen eingriff in sein physisches selbst vornehmen, den einer dadurch gewissermaßen vorweggenommen noch individuellen, später globalen phallusektonomie mit totaler entfernung der hoden.[5]        

 

Die Frage des Zeichens oder auch des Signals – σημεῖον – wird von Kristeva und Barthes entschieden mit dem Wissen verknüpft. In Ginka Steinwachs' dramatischer Erzählung bekommt der „operative() eingriff in (das) physische selbst“ als Subjektoperation eine weitere Drehung. Denn „dr. aphr. herm“ ist als „seines zeichens großindustrieller“ zugleich ein symbolischer Kapitalist. Kapitalismuskritik und Geschlechtsoperationen werden auf diese Weise verknüpft. Das intertextuelle Zitat generiert nun eine andere „Realität“ als literarisches Wissen. Denn Sarrasine stirbt laut Barthes vor Unwissen (ignorance). 

Sarrasine, der ständig für sich mittels dieses Enthymeme die falsche Weiblichkeit der Zambinella bewies, wird durch die Schuld einer schlecht geführten und schlecht begründeten Überlegung sterben: er stirbt an dem Diskurs des Anderen, an dessen Überfülle von Gründen. Aber umgekehrt und komplementär dazu tötet ihn auch ein Fehler des Diskurses: alle kulturellen Codes, von Zitat zu Zitat verstreut, bilden in ihrer Gesamtheit ein kleines enzyklopädisches, merkwürdig zusammengestückeltes Wissen, einen Wust (fatrasie): dieser Wust bildet die landläufige »Realität«, im Verhältnis zu dem das Subjekt sich anpaßt und lebt.[6]

 

Roland Barthes schrieb selbstverständlich nicht Wust, wie Jürgen Hoch „fatrasie“ übersetzte.[7] Selbst dann, wenn man das „merkwürdig zusammengestückelte Wissen“ einen Wust oder eine Privatmythologie[8] nennen könnte, rekurriert und zitiert Roland Barthes mit „fatrasie“ eine mittelalterliche Poetologie des Unsinns. Doch im Französischen ist die etymologische Herkunft der poetologischen Fatrasie von farcire (vollstopfen) und die Nähe zur Farce als Unsinnsrede wie als Füllung bei der Zubereitung einer Speise stärker erhalten. So gehört denn auch La Farce de Maître Pathelin aus dem 15. Jahrhundert zu den bekanntesten Fatrasien. An der Schnittstelle von „Realität“ und Kirchenkritik kann die Fatrasie einen ebenso politisch kritischen wie unsinnigen Zug bekommen.  Der Unsinn stopft eine fundamentale Leere.


© Dr. Claudia Peppel ici Berlin

Julia Kristevas Vortrag nun im ici Berlin kann und sollte vor dem Hintergrund ihrer weitreichenden, kulturwissenschaftlichen Methode der Intertextualität rezipiert werden. Die Projektion des Textes, den sie verlas, war nicht nur einem besseren Verständnis ihrer englischen Rede geschuldet, vielmehr wurde die Rede so noch einmal als Text mit seinen Zitaten und graphischen Elementen inszeniert. Der Text erschien eben nicht als Power Point Präsentation mit der heutzutage ein Auszug der Vortragsrede Sinn generiert, vielmehr wird der buchstäbliche Text so vorgeführt. Daraus können verschiedene Sinneffekte angestoßen werden. Einerseits kann der Text durchaus besser mitgelesen werden. Andererseits entsteht zwischen dem gelesenen und gehörten Text eine leichte Irritation, weil die Lesegeschwindigkeiten z.B. im Akustischen und Visuellen abweichen können. Auf diese Weise kann man den Text und seiner Intertextualität durch eine doppelte Performanz doch nicht habhaft werden.

 
© Dr, Claudia Peppel ici Berlin

Allerdings stellt sich mit dem akustischen und visuellen sowie synchronen Lesen auch eine Geste des Zwangs oder Therapie ein. Man soll jetzt verstehen, was vorgetragen wird. Die Kulturtheoretikerin Julia Kristeva lässt sich kaum von der Psychoanalytikerin und Literaturwissenschaftlerin trennen. Doch ihre Kulturtheorie entwickelt sich auch mit einer starken Praxeologie. Was praktisch gemacht wird, bringt nicht nur eine Kulturtheorie der Intertextualität hervor, vielmehr gehört die Praxis zur Theorie. 

We all know, that under the guise of crises – presidential turbulence in the United States of Ameria, political recomposition in France, the rise of nationalism in Europe, Daesh fought but not defeated, the incapacity of democracies to successfully face down radical Islam, etc. – I cannot enumerate them all, but under the guise of these crises an anthropological transformation is underway. 

Some rejoice, other fear an new apocalypse.[9] 

/Wir alle wissen, dass unter dem Deckmantel von Krisen - Turbulenzen des Präsidenten in den Vereinigten Staaten von Amerika, politische Neuordnung in Frankreich, der Aufstieg des Nationalismus in Europa - Daesh bekämpft, aber nicht besiegt wurde, die Unfähigkeit der Demokratien, sich erfolgreich gegen den radikalen Islam zu stellen, usw. Ich kann sie nicht alle aufzählen, aber unter dem Deckmantel dieser Krisen ist eine anthropologische Transformation im Gange. 

Einige freuen sich, andere fürchten eine neue Apokalypse.

 
© Dr. Claudia Peppel ici berlin

Damit setzte Julia Kristeva vor allem bei Daesh an. Was ist Daesh? Und worin unterscheidet sich Daesh vom IS, Isis oder Isil? Für die Autorin von Étrangers à nous-mêmes/Fremde sind wir uns selbst (1988/deutsch 2001), die ihr Buch mit einer Toccata et fugue pour l’étranger eröffnete, ist der thematische Schwenk zum Daesh in gewisser Weise verblüffend. Hatte sie nicht den Fremden poetologisch gefeiert: „Fremder: erdrosselte Wut tief in meinem Hals, Schwarzer Engel, der Transparenz stört, undurchsichtige Spur, unergründlich. Figur des Hasses und der Andere, der Ausländer ist weder das romantische Opfer unserer familiären Faulheit, noch der Eindringling, der für alle Übel in der Stadt verantwortlich ist.“[10] Der feine Unterschied vom Daesh oder vom Islamischen Staat zu sprechen, was dem Hörer wie Leser entgangen sein mag, ist von Alice Guthrie u. a. 2015 decodiert worden. 

„Daesh“ heißt … nichts anderes als Isis oder Isil, es wird aber vermehrt auch in nichtarabischsprachiger Umgebung verwendet, weil es das von vielen Muslimen zurückgewiesene „islamisch“ verschwinden lässt. Es heißt zwar das Gleiche, klingt jedoch neutraler. Auf Arabisch hat es eine – erwünschte – pejorative Note.[11]

 
© Dr. Claudia Peppel ici Berlin

Lesen und Hörer verlaufen bei Daesh nicht synchron. Denn die im Arabischen erwünschte „pejorative Note“ kommt nur phonologisch durch die arabische Aussprache des Worts داعس (daeš) für jemanden oder etwas, das etwas zerstampft, und die Schreibweise dem Wort جاهليةāhilīya), das im Koran abwertend für das vorislamische Heidentum beziehungsweise die Gegner des Propheten Mohammed gebraucht wird, zustande. Daesh macht deshalb noch lange nicht alle Muslime oder Menschen, die den Islam praktizieren, zum fremden Anderen, sondern unterscheidet „den radikalen Islam“ von anderen Ausübungspraktiken des Islam. In der Debatte über den Islam in Deutschland kommt diese Unterscheidung kaum vor, weil sich beispielsweise die CSU der Eigennamensgebung und Selbstermächtigung der Terroristen des Islamischen Staates unterworfen hat, um weiterhin lieber national und rassistisch zu argumentieren, um damit ihrerseits einen vorherrschenden Diskurs in Deutschland zu prägen.

 

Die Benennung und Codierung Daesh macht den Unterschied, was Julia Kristeva sehr genau als Semiotikerin weiß und einsetzt. Doch wem, wird das im Vortrag aufgefallen sein? Die „anthropologische Transformation“ hat bei und für Julia Kristeva mit der Sprache zu tun. Mit einer starken Wissensgeste – „wir alle wissen“ – lenkt sie die Aufmerksamkeit von den Krisen ab und auf die Funktion der Sprache und des Spracherwerbs in der therapeutischen Praxis, indem sie die Fallgeschichte einer radikalisierten Jugendlichen aus dem Cochin Hospital, Paris, in Zeiten „neuer Versprechen des Transhumanismus“ erzählt. Das Humanum und der Humanismus stehen beispielsweise mit den prozessualisierten Wähleridentitäten auf Twitter und Facebook während der amerikanischen Präsidentschaftswahl auf dem Spiel, ob nun Trumps Team oder russische Hacker die Chatbots als Trumpisten-Farce programmiert haben oder nicht.

 

In diesem Szenario wirkt Kristevas Fallgeschichte von einer radikalisierten Muslimin, die dem islamischen Staat angehören will, sich von den muslimischen Eltern abwendet, in einer Anorexie zugleich einen suicidalen Wunsch auslebt, schließlich beginnt den Islam in Französisch zu lesen und kreativ wird, fast niedlich. Die Aufzeichnung der Veranstaltung und des Vortrags wird demnächst als Video auf der Website von ici Berlin verfügbar sein. Doch die psychoanalytische Entfaltung der Fallgeschichte mit der Frage der Identität, insbesondere mit der „identity of radicalized teens“ fokussiert die „role of ideals in the construction of identity“. Welche Rolle spielen in der Adoleszenz also Ideale für den Glauben? Kristeva bringt das psychoanalytische Wissen und dessen Praxis in einem zweiten Zug für „the disadvantaged, the disabled, and those in precarious situations“ thematisch in Anschlag. In einem dritten Zug geht es ihr um eine Reformulierung des Konzepts der Freiheit. 

Finally, in this approach to identity, I will finish on the concept of freedom, seen not as a transgression, but as a creativity.[12] 

 

Refounding Europe Through Culture ist nach Julia Kristeva ein komplexer, nicht nur analytischer, vielmehr therapeutischer Identitätsprozess, den sie unter philosophischer Bezugnahme insbesondere bei Jugendlichen in ihrer psychosexuellen Konstruktion als Person mit der Psychoanalyse ausmacht. Die anthropologische Transformation, der Kristevas Aufmerksamkeit mehr als den Krisen wie der Demokratie gilt, findet nicht einfach nur in der Digitalisierung als Künstliche Intelligenz statt, wenn wir uns mit Alexa, Siri oder Cortana mit Frauenstimmen unterhalten und Ada als Googles „Gesundheitshelferin“ unsere Wehwehchen klagen, damit sie uns sagt, was wir tun müssen, damit wir uns wohlfühlen – „Hallo Sarah, ich bin Ada. Ich kann dir helfen, wenn du dich nicht wohlfühlst. Kopfschmerzen? #tellAda“[13]–, vielmehr fragt sie danach, was das mit Jugendlichen und dem Humanum macht. 

Scientific innovations, the promises of transhumanism, and now the changes in our behaviour that new technologies and hyperconnectivity bring about, transform the psychosexual construction that is called a person.[14]

 

Die Therapie von Souad, der radikalisierten Jugendlichen, endet mit Roland Barthes im Vortrag glücklich. Nachdem sie wie andere Jugendliche „writing and theater workshops“ besucht, ein Buch mit arabischen Gedichten in der französischen Übersetzung ausgeliehen, französische Literaturkurse besucht hatte, zog sie statt der Burka wieder „her jeans“ an und ging nicht zum Daesh. Wenn man „meaning in the fullness of language“ findet, kann „the divine void … no longer threaten““. Und Julia Kristeva fügte hinzu, dass auch der Exzess des totalitären Göttlichen nicht mehr erschrecken könne. Durch die kreative Praxis des Schreibens und Theaterspielens erlangt Souad eine Freiheit, die sie vor der suizidalen Entscheidung rettet, zum Daesh zu gehen, weil sie „analytical attention“ erfahren habe. Doch wie lässt sich die Freiheit in eine Polyphonie verwandeln?

 

Es kam der Zweifel auf, ob die Frage der Identität nicht in Zeiten einer wohlkalkuliert mit auswählbaren, aber meist weiblichen Stimmen sprechenden Künstlichen Intelligenz nicht eher die Domäne der Medienwissenschaft sei. Für junge Menschen sind die psychologisch trainierten und programmierten Chatbots wie Social Bots längst psychosoziale und psychosexuelle »Realität«. Mehr noch: in der Geschichte der Chatbots von Eliza über Ada bis Dialogflow von Google sind Psychologen und -analytiker an der Konstruktion beteiligt, wenn nicht federführend. Mandi Galluch, Digital Experience Program Leader, sagt ganz offen als Werbung für Unternehmen: „Dialogflow is user-friendly, intuitive, and just makes sense. Its natural language processing (NLP) is the best we've tried.“[15] Das einst hoch gepriesene NLP als Neuro-Linguistisches Programmieren wird von Galluch in ein „natural language processing“ transformiert. Verspricht Julia Kristeva mit Refounding Europe Through Culture in einem therapeutischen Gestus vielleicht genau jene Konstruktion von Identität und Person, die sich in Alexa und Dialogflow bereits verwirklicht? 

 

Torsten Flüh

 

Julia Kristeva 

Refounding Europe Through Culture 

ici Berlin – Kulturlabor 

Upcoming Events
Christinenstraße 14-18, Haus 8

10119 Berlin   

 

 

Performance

Ginka Steinwachs 

die weisse woche (1978)

am Sonntag, 11. November 2018, 16:00 Uhr

in der Installation

HIJRA FANTASTK 

bis 19. November 2018 

Schwules Museum 

Veranstaltung in der Reihe „Jahr der Frau_en“ bis 01.01.2019. 

________________________ 



[1] Julia Kristeva: Bachtin, das Wort, der Dialog und der Roman. In: Jens Ihwe (Hg): Literaturwissenschaft und Linguistik. Ergebnisse und Perspektiven, Band 3: Zur linguistischen Basis der Literaturwissenschaft II, Frankfurt a.M.: Athenäum, 1972, 348.

[2] Bei Barthes heißt es: „Je renvoie à Kristeva“. Roland Barthes: Sarrasine de Balsac. Séminaires à l’École practique des hautes études 1967-1968, 1968-1969. Paris: Seuil, 2011, S. 58.

[3] Ebenda S. 78.

[4] Carlo Brune: Roland Barthes: Literatursemiologie und literarisches Schreiben. Würzburg: Könighausen & Neumann, 2003, S. 116.

[5] Ginka Steinwachs: die weisse woche. In: Claudia Reiche: Hijra Fantastik. Heft 5. In: Claudia Reiche, Andrea Sick: Schriftenreihe queer lab 2018, Bd. 6. Bremen: theatlit, 2018, unnummeriert (S. 9). (Zuerst in die schwarze botin, 1978)

[6] Roland Barthes: S/Z. Frankfurt am Main: suhrkamp taschenbuch wissenschaft, 1987, S. 183-184.

[7] Roland Barthes: S/Z. In: ders.: Œuvres complètes Tome II. Paris: Seuil, 1994, S. 679.

[8] Zur Privatmythologie siehe: Torsten Flüh: Verkehrte Sicherheit und die Rückkehr der Rasse. Eine kleine Nachlese zum Tag der Deutschen Einheit, Bündnis Berlin und zur Aktion Deutschland spricht. In: NIGHT OUT @ BERLIN 7. Oktober 2018 18:41.

[9] Julia Kristeva: Refounding Europe Through Culture. (Projektion am 6.11.2018, ici Berlin)  

[10] Julia Kristeva: Étranger à nous-mêmes. Paris: Fayard, 1988, S. 9. (Übersetzung T.F.)

[11] Alice Guthrie: Decoding Daesh: Why is the new name for ISIS so hard to understand? In: Free Word. 19. Februar 2015, abgerufen am 16. November 2015.

[12] Julia Kristeva: Refounding … (wie Anm. 9).

[13] So ein Plakat auf dem U-Bahnhof Oranienburger Tor. Dem U-Bahnhof, an dem das Gesundheitsministerium in der Friedrichstraße liegt. Siehe auch https://ada.com/de/.

[14] Julia Kristeva: Refounding … (wie Anm. 9).


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